Der Unterschied zwischen Fetisch und Kink ist für viele Menschen nicht vorhanden. Doch er existiert. Ein Fetisch wird in der Sexologie als etwas behandelt, das für die Erregung unbedingt nötig ist. Ein Kink ist lediglich unterstützend im Erregungsaufbau.
Ach, ich liebe es, mich mit den kleinen, feinen Unterschieden zwischen Worten zu beschäftigen. Und so klein sind sie oft gar nicht. So auch im Fall von Fetisch und Kink. Die Begriffe werden nämlich häufig unisono, also deckungsgleich, verwendet. Das sind sie aber nicht.
Und hola, der Unterschied kann sich sehen lassen.
Erkenne den Unterschied!
Fuß-Fetisch: Du brauchst Füße, um in Erregung zu kommen. Ohne Füße geht gar nichts.
Fuß-Kink: Füße sind schon geil und andere Dinge auch.
Das bedeutet: Wenn keine Füße mit dabei sind, schaut sich die Person mit dem Fuß-Fetisch durch die Finger. Einer Person mit Fuß-Kink fällt wahrscheinlich nicht mal auf (oder nur am Rande), dass Füße heute nicht Teil vom Spiel sind.
Ein nächstes Beispiel:
Spiegel-Fetisch: Du brauchst Spiegel unbedingt, sonst wird deine Pussy nicht feucht und Sex interessiert dich dann nicht. Du siehst einen Spiegel und wirst automatisch erregt.
Spiegel-Kink: Manchmal findest du es geil, dich oder euch beim Sex zu sehen. Es erregt dich. Ist der Spiegel mal nicht da, kommst du aber trotzdem in hohe Erregung.
Story-Time: Eine Domina hat mal erzählt, dass sich einer ihrer Kunden ein spezielles Spiegelzimmer eingerichtet hat. Darin waren alle Wände mit Spiegeln versehen und auch der Boden und die Decke. Seine Erektion wurde fast instant schlaff, wenn er ihr Spiegelbild für einen kurzen Moment mal nicht gesehen hat. Das, meine Lieben, ist ein Fetisch.
Was kann denn nun alles ein Fetisch oder Kink sein?
Nun ja, die einfache Antwort: Alles.
Alles, was dich anturnt.
Teilweise sind das vielleicht Gegenstände oder bestimmte Körperteile oder eine Tätigkeit. Teilweise sind es aber auch Szenarien, die mehr oder weniger genau nachgespielt werden. Teilweise sind es auch Orte, die besonders anturnen.
Ob es sich dann um einen Fetisch oder einen Kink handelt, zeigt sich im Grad deiner Besessenheit. Kannst du ohne? Dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Kink. Geht es nur noch mit? Dann hast du da einen ausgewachsenen Fetisch entdeckt.
Warum macht die Unterscheidung Sinn?
Besonders im Dating ist es ratsam, die Fetisch/Kink-Debatte geführt zu haben. Warum? Nun ja, wenn du dich auf eine Person einlässt, die einen sehr klaren Fetisch hat, dann ist das eine wichtige Info für dich. Bist du bereit, dass dieser Fetisch euren gemeinsamen Sex beeinflusst? Ist es etwas mit dem du klarkommst oder eben nicht?
Lass mich das veranschaulichen: Gehen wir davon aus, du magst es überhaupt nicht, gewürgt zu werden. Hat dein potenzieller Partner einen Würge-Kink, ist das kein Problem. Ihr besprecht das und er lässt es bleiben. Wenn er aber einen Würge-Fetisch hat, wird es ihm nicht möglich sein, darauf zu verzichten. Dann wird das nichts mit euch. Das würde euren beiden Bedürfnissen nicht entsprechen und fällt daher ins Wasser.
Ist ein Fetisch gefährlich?
An sich ist ein Fetisch nicht gefährlich. Natürlich kann es sein, dass er dich daran hindert ein normales Leben zu führen. Stell dir einfach mal vor, du wirst wirklich jedes Mal beim Anblick von einem Spiegel erregt. Das würde dein Leben schon erheblich einschränken. Oder bei Füßen? Der Strandurlaub wird dann ganz plötzlich nicht mehr ganz so entspannend.
Solltest du merken, dass dich dein Fetisch einschränkt, rate ich dir zu einer Psychotherapie. Meistens rühren Fetische aus traumatischen Erlebnissen her, so sagt man zumindest. Diese Traumata können aber auch fertig überarbeitet sein und der Fetisch bleibt lediglich als Gewohnheit bestehen oder wird zum gelegentlichen Kink.
*Trigger-Warnung: Rape*
Ein Bekannter hat mir einmal erzählt, dass eine Frau von ihm wollte, dass sie gemeinsam ein ganz konkretes Erlebnis von ihr nachstellten: ihre zuvor erlebte Vergewaltigung. Ihm war das zu krass. In die Rolle ihres Angreifers und Vergewaltigers wollte er sich nicht begeben. Sie konnte allerdings nur so in Erregung kommen. Soweit er es wusste, war die Frau in therapeutischer Behandlung. Warum erzähle ich das: In diesem Fall wirkt es so, als wäre die Frau selbst oder zumindest ihr (Sex)Leben stark von ihrem erlebten Trauma beeinflusst. Das kann sich dann in einem Fetisch zeigen. Wenn du etwas ähnliches bei dir bemerkst, achte bitte auf dich und hol dir die Unterstützung, die du brauchst.
To end on a happy note
Die sexuellen Gestaltungsmöglichkeiten sind groß und weit. Es kann richtig viel Spaß machen, die Fülle der eigenen Kinks zu entdecken. Also trau dich.
Gut ist, was dir gut tut und abgesehen von Konsens sind dir dabei keine Grenzen gesetzt.
In diesem Bezug ist auch die Unterscheidung zwischen Wunsch und Fantasie relevant, dazu gibt es aber einen eigenen Beitrag.
Wir halten fest:
Der Unterschied zwischen Fetisch und Kink ist klar und größer als gedacht.
Hä? Der Unterschied ist nicht klar? My bad. Dann schreib mir bitte deine offenen Fragen in die Kommentare unter dem Blog-Beitrag. Ich klär das dann so schnell wie möglich auf.
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